Reparaturspaziergang Schwaz 27.01.2021
DIE ROSTIGE GURKE
https://www.rostgurke.at/
Der dritte Schwazer Reparaturspaziergang führte uns zunächst zur „rostigen Gurke“ – einem Reparaturbetrieb wie man ihn sich schöner nicht wünschen könnte.
Der Inhaber Martin Taacher hat sich nicht auf die Reparatur von High-End-Bikes spezialisiert, ihm sind auch die „Bahnhofsradln“ ein Anliegen. Bei ihm wird alles repariert, außer er erkennt gleich, dass die Reparatur zu aufwändig und das Ergebnis zu bescheiden wäre. Er hält auch ein Ersatzteillager mir Standardersatzteilen gängiger Räder.
Eine besonderes Steckenpferd stellen in der Rostigen Gurke die Reiseräder dar. Er berät Kunden, die weite Radreisen unternehmen wollen.
Besonderen Wert sollte man in dem Fall legen auf:
- Das Lichtsystem (zB mit Sensor, der erkennt wenn sich die Lichtverhältnisse ändern)
- Kotflügel
- Gepäckträger
- Nabendynamos (mit denen mit einem Zwischenakku man auch Handys laden kann)
Oberstes Prinzip für gute Räder: keep it simple
Von der Krise merke er nichts, ganz im Gegenteil. Die Werkstätte hätte immer offen halten dürfen und mit der Mehrwertsteuersenkung von 20% auf 10% bei den Radlreparaturen sei die Reparatur noch attraktiver geworden. (Obwohl er schmunzelnd zugibt, dass das Umstellen von 20% für Ersatzteile auf 10% für Reparaturen schon eine enorme Rechenleistung darstellt.)
Tipp: Luft aufpummpen, Kette schmieren
Luft kann man sich eigentlich auch auf jeder Tankstelle aufpumpen, den passenden Adapter kann man sich dabei bei der Rostigen Gurke kaufen
EISEN ORGLER
https://www.orgler.at/
Weiter ging’s zum Eisen Orgler und hier betrat ich für mich ein kleines Neuland. Denn dort wird nicht nur für Konsumenten sondern auch für das Gewerbe repariert.
Orgler ist ein Fachbetrieb, der Reparatur als Teil seines Services wahrnimmt. Um die Reparaturen zu minimieren, setzt Lisa Pegritz und ihr Team bereits bei der Sortimentszusammenstellung auf qualitative Auswahlkriterien:
- einfache Ersatzteilbeschaffung
- Reparierbarkeit
- Haltbarkeit
Sie spricht bei ihren Kunden von „Einkaufserlebnis“ das mit guter Qualität und gutem Service erreicht werden kann.
Schlechte Geräte, so stimmt auch Lisa zu, erzeugten vor allem beim Verkäufer ein schlechtes Image.
Der Bereich des Gewerbes zeichne sich durch gute Ersatzteilverfügbarkeit aus – jene Firmen, die das nicht böten, kämen bei Orgler gar nicht zum Zug. Repariert wird so ziemlich alles von Schneefräse, Rasenmäherroboter (die man auch einwintern kann bei Orgler), Rasenmäher, RAsentrimmer etc. Sie beschäftigen 2 Mechaniker.
Etwas Schwierigkeiten machte im Fachbetrieb der BERATUNGSDIEBSTAHL. Man ließe sich gut beraten, würde dann bei der Tür rausmarschieren und dann im Internet bestellen, wo es günstiger ist, weil man kein Fachpersonal für Beratung und Service beschäftigt. In Zeiten wie diesen würde ich sagen, dass genau das ein NO-GO ist.
Als Tipp hat uns Lisa mitgegeben, dass man bei der Fehlerbeschreibung am besten sofort AUFRICHTIG ist. Je genauer die Fehlerbeschreibung und je genauer die Art der Beschädigung beschrieben werden kann, umso schneller kann repariert werden und umso günstiger. Manche geben aus vielerlei Gründen nicht zu, dass sie die Beschädigung mitbekommen haben,
die aufwändige Fehlerdiagnose kann sich dann leicht als Kostenbumerang erweisen. Also Fehler genau beschreiben!
KINDL BÜROSYSTEME
Weiter ging es im gewerblichen Bereich. Die letzte Station war Bürosysteme Kindl:
Dort werden Kopier- und Druckersysteme für Gewerbe verkauft und serviciert. Während Corona und dem Zoom-Boom hat Kindl auch auf Digitale Whiteboards gesetzt. Wie die beiden vorigen Betriebe zeigt man sich von der Krise weniger beeindruckt. Service und Reparatur hat nach wie vor Konjunktur.
Man setzt bei Kindl auf refurbishing, was sehr erfreulich ist. Zudem beschäftigt man 3 Reparateure (von 7 Mitarbeitern).
Benjamin Kindl war dann ein sprudelnder Quell für Tipps:
- grundsätzlich gilt – je billiger das Gerät umso teurer die Tinte
je teurer das Gerät umso weniger Folgekosten
Die Reparatur im gewerblichen Bereich ist selbstverständlich. Sie kämpft auch nicht mit Ersatzteilproblemen
und HÖRT HÖRT nicht mit Obsoleszenz. Warum?
- die Geräte sind hochpreisig
- der Aufwand für den Austausch ist immens
- Großgeräte sind oft gemietet
- man schließt automatisch Wartungsverträge ab (gäbe es Sollbruchstellen, so gingen sie zu lasten des Herstellers)
Die in Haushalten gebräuchlichen Tintenstrahler bezeichnet der Profi als „GERÄTE OHNE SINN“. Die Folgekosten seien zu hoch. Ein kleiner Laser würde sich im privaten Bereich amortisieren. Laserdrucker hätten auch keine Sollbruchstelle wie die Tintenstrahler (Tintenstrahler hätten eine eingebaute Seitenbegrenzung, die chipgesteuert ist. Da bei jedem Einschalten Tinte in den Reinigungsfilz gelangt, ist der irgendwann voll. Überlistet man den Chip, läuft man Gefahr, dass der Reinungungsfilz übervoll wird und „die Suppe rinne heraus – und Tintenstrahlertinte versaut alles.“)
Wenn er einen Tintenstahldrucker-Hersteller empfehlen müsste, so wäre es eindeutig die Firma Brother. Die Firma hat eine Dreijahresgarantie und ein gutes Reparaturnetzwerk.
Etwas zu schaffen macht dem Profi die Urheberrachtsabgabe. Sie bedeute einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil gegenüber Multis wie Amazon, die diese nicht entrichten müssten.