Ein Tag voller Tüfteln, Teilen und Teamgeist: Das 9. Repair-Café in Zirl

Ein Tag voller Tüfteln, Teilen und Teamgeist: Das 9. Repair-Café in Zirl

Wer das Veranstaltungszentrum B4 in Zirl betritt, wenn draußen die Fahne des Repair-Cafés weht, bleibt erst mal stehen, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten: Stimmengewirr, Gelächter und angeregte Gespräche, begleitet vom Duft von frischem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Im Kaffeebereich sitzen Menschen aller Altersgruppen beisammen und genießen das gemütliche Beisammensein. Kinder laufen aufgeregt mit ihren „neuen“, gebrauchten Spielsachen herum.

Es liegen allerlei Taschen mit Repariertem und noch Unrepariertem herum, darunter auch Äxte, alte Radios oder Drucker. Ein Blick nach rechts führt dorthin, wo Kinder voller Freude und geschäftig wie Bienen aus ihrem Nest ein- und ausfliegen: zum Kindertauschmarkt. Hier werden Spielsachen und Kinderkleidung weitergegeben – ein schönes Projekt für nachhaltigen Konsum.

Ich suche Maria, die Leiterin der Erwachsenenschule Zirl, die gemeinsam mit Elisabeth vom Verein „Perspektive für Kinder“ das Repair-Café organisiert. Fündig werde ich hinter der Theke, wo Maria eifrig Kaffee ausschenkt und Kuchen verteilt. Sie stellt mich Elisabeth vor, die mich durch den großen Saal führt.

Hier haben Maria und Elisabeth gemeinsam mit ihrem Team von rund 25 engagierten Expertinnen und Experten einen großen Kreis aus verschiedenen Reparaturstationen aufgebaut. An jeder Ecke wird geklebt, genäht und geschraubt – und zwar stets gemeinsam mit den Menschen, die ihre kaputten Gegenstände mitgebracht haben.

Katharina und Anna empfangen die Besucher, nehmen die defekten Gegenstände auf und verteilen sie an die jeweiligen Stationen. Peter, der für die Koordination und Kommunikation verantwortlich ist, behält stets den Überblick und sorgt dafür, dass die Arbeitsabläufe reibungslos funktionieren.

Das Repair-Café-Team besteht aus rund 20 ehrenamtlichen Stammkräften, die jedes Jahr mit vollem Einsatz dabei sind. Zusätzlich unterstützen etwa fünf weitere Helferinnen und Helfer das Team.

Neben klassischen Stationen wie dem Nähbereich, dem Elektrotisch und der Fahrradreparatur gibt es auch eine „Erklärbar„, an der Fragen zu Smartphone oder Computer beantwortet werden, sowie eine Messerschleifstation und die einzigartige Station der Buchreparatur.

Besonders beliebt ist der Upcycling-Tisch, wo Vroni mit den bastelbegeisterten Kindern kreative Projekte umsetzt.

Anschließend befindet sich der Verkaufsstand des Vereins „Perspektive für Kinder“. Hier werden kunstvolle Handarbeiten aus Uganda verkauft, deren Erlös direkt benachteiligten Menschen vor Ort zugutekommt. Neben der finanziellen Unterstützung geht es dabei auch um den kulturellen Austausch und die Wertschätzung handgefertigter Produkte.

Am Ende des Rundgangs, ist der Tisch, an dem Johanna die Reparaturzettel einsammelt, damit Anna eine Statistik über die durchgeführten Reparaturen erstellen kann. Zudem bittet Johanna um eine freiwillige Spende. Damit wird für die Expertinnen und Experten ein Danke-Päckchen mit regionalen Gaumenfreuden besorgt. Der Rest der Spenden unterstützt den Verein „Perspektive für Kinder„.

Wieder draußen aus dem Saal wird noch Kaffee und Kuchen genossen und ein Blick auf den Tauschmarkt geworfen. Das Eltern-Kind-Zentrum hatte letztes Jahr angefragt, ob es sich heuer dem Repair-Café anschließen kann und den Tauschmarkt gleichzeitig stattfinden lassen kann. Deshalb werden heuer auch einige Spielzeuge des Tauschmarktes, die vielleicht nicht ganz perfekt funktionieren, beim Repair-Café nochmal ganz funktionsfähig gemacht. Die Kinder können wie die Erwachsenen mutig sein und auch einen Schraubenschlüssel in die Hand nehmen und etwas lernen. Denn das ist das Ziel der Repair-Cafés: Es geht darum, dass man miteinander repariert und die Menschen in Austausch kommen.

Besonders beeindruckend ist die bunte Vielfalt der Besucherinnen und Besucher: ältere Menschen, Kinder, ganze Familien – sie alle tragen zur Atmosphäre bei. Dieses Repair-Café hat Volksfestcharakter. Manche Menschen kommen sogar ohne Reparaturgegenstand, einfach um das Miteinander zu erleben. Hier zeigt sich der eigentliche Reiz der Veranstaltung: Menschen kommen ins Gespräch, tauschen sich aus und lernen voneinander. So wird Nachhaltigkeit nicht nur gelebt, sondern gefeiert.


Alle Termine der kommenden Repair-Cafes finden Sie hier.

Fotos und Text: Veronika Lamprecht
14. März 2025